Mängelbeseitigung und Momos erste Schritte
Unsere Heldenreise geht weiter. Im dritten Reisebegleiter-Brief nehmen wir euch mit ans Ende der Welt, zu unerwarteten Kontakten, der Mängelbeseitiung unseres Wohnwagens und zu guten Freunden.
Geddelsbach – am Ende der Welt
Erster Halt dieses dritten Reisebegleiterbriefes war das Weingut Schneckenhof in Geddelsbach. Thomas‘ Schwager nennt es: „Das Ende der Welt!“. Ein wunderschöner Ort, an dem wir zwar kaum Internetempfang hatten, aber dafür mitten im Grünen waren. Emmas Stellplatz lag am Bach, direkt neben den Schafen. Ein Traum.
Wir kamen an einem Samstag an und durften uns gleich auf eine große Wiese stellen. Unsere Nachbarn, ein Ehepaar aus Calw, begrüßte uns sehr herzlich. Auch sie waren „Neucamper“, was gleich verbindend wirkte. Kurze Zeit später machten wir Bekanntschaft des Schäfers, ein wirklich sehr netter Vater von sechs (!) Kindern.
So langsam wurden der Tagesstart und die Abende kälter. So kauften wir noch am selben Tag Schneeanzüge für die drei Kinder, damit wir den ganzen Tag draußen sein können.

Begegnung der unerwarteten Art
Am nächsten Tag, Sonntag, gingen wir bei strahlendem Sonnenschein nach draußen. Wir steuerten einen Spielplatz an, der ebenfalls am Bach, ein paar Grashalme weiter lag. Ein herrlicher Spielplatz, liebevoll gestaltet, vielfältige Möglichkeiten für die Kinder. Wir dachten, er wäre öffentlich, er war in keinster Weise eingezäunt – wie wir es aus Heidelberg kennen …
Dass er es nicht wahr, merkten wir erst zu spät. Zuerst kamen vorsichtig zwei Jungs in die Nähe des Spielplatzes und gingen jedoch schnell wieder. Dann kamen die Jungs zurück, ihre Mama und Oma an der Seite.
Im fremden Garten
Wir lernten Mama Sandy und Oma Jeanette kennen. Sandy machte uns freundlich und nett darauf aufmerksam, dass dies ein Privatgrundstück ist. Das war uns ganz schön unangenehm. Wir entschuldigten unser Eindringen, unterhielten uns kurz und wollten gehen. Da luden uns Sandy und Jeanette ein, doch noch zu bleiben, wenn wir wollten. Und ob wir wollten, so ein toller Spielplatz und so ein herzlicher Kontakt.
Wir redeten in unterschiedlichen Konstellationen miteinander, entdeckten gemeinsam die Hasen und erfuhren viel über den wunderbaren Garten (den Sandy so liebevoll gestaltet hat). In kurzer Zeit hatten wir tiefsinnige Gespräche und wirkliche Begegnungen.
Leckere Maronen frisch vom Feuer
Tim und Jan, die beiden Jungs, entfachten wenig später in einer umgebauten Gasflasche ein Feuer und grillten Maronen (von einem Baum im Garten). Diese wurden uns zugleich frisch und lecker serviert. Sehr aufgeweckte und zuvorkommende Jungs.
Zwischenzeitlich kam Papa Jochen mit dazu. Er bot uns Tee an. Wir nahmen an und bekamen einen leckeren Grüntee mit Jasmin, in der Schule gepressten Apfelsaft (sehr lecker!) und Kekse. Wir saßen auf der Terasse, an einem kleinen Teich und ließen die Sonne auf den Kopf scheinen.
Tief berührt von diesem Geschenk
Wir sind immer noch tief berührt von dieser Herzlichkeit und Offenheit, die uns da entgegen gebracht wurde. Ein unbezahlbares Geschenk, dass solche Begegnungen möglich sind! Ein ganz großes Danke noch mal an euch fünf! Nicht zuletzt auch für euer leckeres Abschiedsgeschenk: selbstgekochte Marmeladen!
Auf dem Campingplatz
Später am Tag verabschiedeten wir uns und besuchten Thomas‘ Bruder Michael, der nicht weit sein Wochenenddomizil auf einem Campingplatz erbaute. So lernten wir eine weitere Lebensmöglichkeit kennen: Ein Campingplatz, auf dem fast ausschließlich Dauercamper stationierten.
Viele hatten ihren Wohnwagen auf unabsehbare Zeit geparkt, überdacht und ein dazu passendes Vorhaus gebaut. Das Ganze nicht selten eingezäunt und somit mit eigenem Garten. Dort gab es sogar eigens gekennzeichnete Wege … wie ein Minidorf eben. Auch sehr spannend!
Die Trenntoilette erster Teil
Nach langer (gefühlt viel zu langer) Recherche haben wir uns für eine Trocken-Trenntoilette von Nature Head entschieden. Bevor Thomas diese einbauen konnte, galt es die bestehende Chemie-Toilette auszubauen. Leichter gesagt als getan, denn es fehlte ein Endstopfen für die Wasserleitung. Leider ging zur Suche und Bestellung des Endstopfens weder das Internet, noch das Telefon. Lokale Händler waren mit dieser Anfrage überfordert. Doch vor dem Biomarkt war Internet und der Endstopfen schnell bestellt.
Eine kleine Geburtstagsfeier in Öhringen
Von Geddelsbach ist es nur ein Katzensprung nach Öhringen. Den Geburtstag von Thomas‘ kleiner Schwester Conni ließen wir uns deshalb nicht nehmen. Wir feierten in kleiner Runde bei sehr leckerem Kuchen und schönem Wetter. Bei dieser Gelegenheit stellten wir dort unsere Fahrräder unter, da wir sie den Winter über nicht brauchen.
In Geddelsbach blieben wir ganze fünf Tage, bis wir dann weiterzogen.
Schorndorf – ein unerwarteter Kontakt lädt uns ein
Am Sonntag-Abend erreichte uns eine Email von Thomas und Annett. Sie hatten uns über Facebook gefunden und uns sogleich angeschrieben. Da sie unsere Heldenreise sehr angesprochen hatte, luden sie uns zu sich nach Schorndorf ein.

Mit offenen Armen empfangen
So fuhren wir zu ihnen die Straße hinauf, wo Thomas auf uns wartete und uns half den riesigen Wohnwagen auf ihrem Hof einzuparken. Annett und ihr Sohn Theo waren zwischenzeitlichen ebenfalls herausgekommen. Es dauerte ein wenig, bis der Wohnwagen richtig ausgerichtet war und so beschnupperten wir uns bereits ein wenig. Thomas und Annett hatten sich ihren Wohnwagen etwa ein Jahr vor uns gekauft und waren seit dem schon ein paar mal in Urlaub gefahren. Als endlich alles an seinem Platz stand, gingen wir ins Haus.
Ein prachtvolles Haus
Voller Platz, Helligkeit und Gemütlichkeit. Bei einem leckeren Hefezopf, plauderten wir angeregt weiter. Als es dann dunkel wurde, verabschiedeten wir uns und brachten die Kinder ins Bett. Thomas ging abends nochmal rüber und redete noch ein wenig mit Thomas und Annett. Am nächsten Tag fuhren wir dann weiter Richtung Sulzemoos.
Vielen Dank Thomas und Annett, dass ihr uns so vertrauensvoll in euer Heim eingeladen habt! Obwohl ihr uns gar nicht kanntet, habt ihr uns einen Stellplatz und nachts sogar euren Schlüssel fürs Haus ausgeliehen, damit wir eure Toilette benutzen konnten! Wie schön, euch begegnet zu sein! Wir freuen uns schon jetzt, auf unser nächstes Wiedersehen!
Trenntoilette zweiter Teil
Die Trenntoilette wurde pünktlich am Mittwoch nach Schorndorf zu Thomas und Annett geliefert. Selbst der Endstopfen kam zeitgleich an. Was für ein Glück. Nun konnte Thomas die Chemie-Toilette erfolgreich ausbauen.
Sulzemoos – Emma muss in die Werkstatt!
Unsere Reise führte uns als nächstes nach Sulzemoos, bei München. Unser Wohnwagen hatte noch ein paar Kinderkrankheiten, die wir gerne beseitigen wollten, bevor es in den Winter ging. Der Freistaat, wie die Firma in Sulzemoos heißt, wo wir unseren Wohnwagen abgeholt haben, hat ein riesiges Gelände mit unzähligen Wohnwägen und Wohnmobilen. Einem Shop, einer Werkstatt und und und. Außerdem hat man dort die Möglichkeit auf einem kleinen Stellplatz, seinen Wohnwagen abzustellen.
Wir kamen gegen Mittag dort an und hatten glücklicherweise noch einen Platz. Während Sonia kochte, machte sich Thomas daran, die Trenntoilette einzubauen.
Trenntoilette dritter Teil
Der Einbau der Trenntoilette war im Prinzip sehr einfach, wenn wir nur einen starken Kleber und die richtigen Abluftrohrverbindungen gehabt hätten. Der im Umkreis liegende Baumarkt konnte jedoch helfen. Am Abend war die Trenntoilette eingebaut. Fehlte nur noch der 12 Volt-Anschluss.

In der Werkstatt
Am nächsten Morgen pünktlich um 9 Uhr stand Emma in der Werkstatt. Viele helfende und freundliche Hände begutachtete die Mängel und behoben sie. Wir waren sehr angetan davon, wie ernst wir genommen und wie uns geholfen wurde. Nach über vier Stunden waren wir bereits wieder aus der Werkstatt draußen, da mussten wir nochmals zurück – weil der neue Solarregler defekt war. Nochmals getauscht – die Solaranlage geht nun endlich. Ein großes Kompliment an das Team von Christian Oswald! So konnten wir frisch und fröhlich am Nachmittag wieder zu unserem nächsten Halt fahren: Abensberg, wo Freunde von Thomas wohnen.Abensberg – ein Besuch bei langjährigen Freunden
In Abensberg verbrachten wir 6 Nächte und wurden mit offenen Armen empfangen. So verbrachten wir trotz schlechtem Wetter wunderbare Momente mit Miriam, Christoph und ihren drei Kindern.
Marie, Merlin und Momo freuten sich jedes mal mit Karla, Simon und Ina zu spielen. Gemeinsam erlebten wir tolle Abenteuer. Das Etagenbett von Ina wurde spontan und je nach Bedarf in eine Rakete, ein Rennautos, ein Flugzeug, ein Bett oder ein U-Boot umfunktioniert. Auf diese Weise konnten wir überall auf der Welt fahren, ja sogar zum Mond, zum Mars und zur Venus. Wir begegneten Dinosauriern, Elefanten, Giraffen, Indianern, Eskimos und noch vielen mehr. Die Kinder waren in ihrem Element.
Viele wunderbare Momente!
Wir lernten auch Bügelperlen kennen. Marie und Merlin waren begeistert. Wir grillten, wir aßen, wir redeten, backten Hefezöpfe und Apfelkuchen, lachten zusammen und hatten einfach eine schöne Zeit. Vor allem Sonia zeigte ihr unglaubliches Repertoire an Kinderspielen. Es war eine große Freude ihr mit den Kindern zuzuschauen.

Über den Versuch eine Sauna aufzubauen
Thomas baute mit Christoph und Miri noch deren Sauna auf. Besser gesagt – sie versuchten es. Bei einem etwas unebenen Boden und leicht verzogenen Brettern gingen wir frustriert gegen 23 Uhr ins Bett. Doch am nächsten Tag hatte Christoph neue Ideen und gemeinsam bauten wir weiter, so dass der schwerste Teil geschafft war.
Trenntoilette – vierter und letzter Teil
In Abendsberg war es endlich soweit. Nach ein wenig Suche (welches Kabel ist es denn …) konnte eine freie 12 Volt Leitung (der alten Chemie-Toilette) für die Nature Head genutzt werden. Die Trenntoilette war einsatzbereit.
Momos erste Schritte!
Am letzten Tag unseres Aufenthaltes, am 31. Oktober, als Sonia gerade die letzte Fuhre Wäsche in die Waschmaschine packte, machte unsere kleine Momo mit elf Monaten ihre ersten Schritte. Wow! Was für ein Tag.
Gegen 14 Uhr winkten wir Miriam und den Kinder zum Abschied nochmal zu und fuhren zu unserem nächsten Ort. Mehr dazu im nächsten Reisebegleiter-Brief.
Einige Wochen sind um – ein Zwischenfazit
Sonias Zwischenfazit
Die berührenden Begegnungen, die interessanten neuen Orte, die Freiheit herumzureisen, so wie die Möglichkeit neue Dinge kennenzulernen, sind die eine Seite der Medaille unseres neuen Lebens.
Die andere Seite sind aber auch, die häufigen Gänge zum Wasserholen (was sehr schwer zum Schleppen ist), das wiederkehrende ein- und auspacken unseres Zuhauses und unserer Sachen. Das gefühlt ständige “Maßregeln” der Kinder, die am liebsten auf alle Matratzen und Sitzpolstern springen, an alle Vorhänge ziehen, auf alle Knöpfe drücken und mit allen Schubladen spielen würden. Die schwierigen Nächte, weil wir kein Familienbett mehr haben und die Kinder sich noch an die Etagenbetten gewöhnen müssen.
Thomas ist auch ständig am Reparieren und Einrichten von irgendwelchen Dingen. Und derzeit haben wir viel weniger Familienzeit. Wir haben noch keinen erkennbaren Rhythmus für uns gefunden, was uns manchmal ziemlich frustriert. Es gibt viele neue Freiheiten, dafür aber auch viele neue Pflichten!
Es ist ein wunderbares Gefühl, meinen Traum leben zu können. Es wird mir allerdings bewusst, dass einen Traum zu leben nicht heißt, dass ich von da ab konstant auf Wolke Sieben schwebe. So nach dem Motto: „Wenn ich das erst mal erreiche, dann ist Alles gut!“ Nein, selbst da gibt es stressige, angstvolle und weniger liebevolle Momente. Dabei weiß ich eigentlich gar nicht wirklich warum. Ich habe ein wirklich grandioses Leben – und frage mich: Warum kann ich dann nicht dauerhaft zufrieden sein?
Unsere Reise verdeutlicht mir einmal mehr, dass das Glück nicht im Außen zu finden ist, sondern im Innern. Es ist ein großer Wunsch von mir in meinem Leben an dem Punkt zu kommen, an dem ich stets ein Lachen im Herzen trage, egal was im Außen geschieht!
Thomas‘ Zwischenfazit
- Alkohol (links)
- Zigaretten (hinter dem Tresen)
- zuckerdurchtränktes Convience-Food (rechts)

Keine Zeit in meinem Leben war lebendiger, keine Zeit für mich persönlich herausfordernder! Die bekannten alten Muster brechen immer wieder aus mir hervor, meist bemerke ich sie zu spät. Doch ich gebe nicht auf. Hinfallen, aufstehen, hinfallen, aufstehen … Und das ist manchmal so schwer, weil ich so viel über 40 Jahren Überlebensroutinen mit mir rumschleppe …
Wie geht es weiter?
Wir haben uns entschieden den Winter in Deutschland, Österreich und/oder der Schweiz zu verbringen. Die nächsten Termine sind:
- 25.11.2018: ein Eltern-Kind-Seminar in der Schweiz,
- Anfang Februar 2019: die Hochzeit (erster Teil) von Sonias Bruder in Brüssel
- Mitte Februar 2019: der 90. Geburtstags von Sonias Oma in Toulouse
- Ende April 2019: die Hochzeit (zweiter Teil) von Sonias Bruder in Heidelberg
Offen ist noch, wo und wie wir Weihnachten und Silvester verbringen. Wer hierzu Ideen oder Vorschläge hat, wir freuen und über jeden Impuls.
Von Herzen
Sonia & Thomas
Dieser Beitrag hat einen Kommentar
Lisa Weidinger
14 Nov 2018Hallo ihr 5!
Weiterhin gute Reise. Interessante Begegnungen und Zusammenhalt eurer Familie.
Liebe Grüße vom Hundswinkler Hof